Die neue tierärztliche Gebührenordnung 2022: Steigende Kosten werden auch in der Tiermedizin weitergegeben
Wir müssen reden! Wissend, dass es kein sonderlich beliebtes Thema ist, aber gerade dann ist transparente Information und Kommunikation gefragt.
Haustiere sind uns lieb – und zunehmend teuer. In Zeiten der Coronapandemie haben Menschen mehr als jemals zuvor die Nähe von Haustieren gesucht. Für die Gesundheit der Tiere gilt: Tiermedizin
hat zunehmend humanmedizinisches Niveau - auch preislich, ein Faktor, der bei der Entscheidung für ein Haustier nicht immer ausreichend berücksichtigt wird.
Eine Information zum Thema Kosten für tierisch gesunde Haustiere:
Die bekannte Kosten-Preis-Spirale
Parallel zu den deutlich steigenden Kosten für Lebensmittel, Energie und Mobilität steigen auch die Kosten für tiermedizinische Leistungen. Das ist nachvollziehbar, denn auch Tierarztpraxen müssen wie alle anderen Unternehmen die steigenden Kosten an ihre Kunden weitergeben.
Die Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) ist der rechtliche Rahmen für die Abrechnung sämtlicher Leistungen, die in Tierarztpraxen erbracht werden. Genauso heterogen wie die
tierärztliche Landschaft ist aber auch das Preisniveau der Praxen. Tierärzte und -ärztinnen haben die Möglichkeit, ihre Leistungen vom einfachen bis zum dreifachen Satz in Rechnung zu
stellen.
Was viele noch nicht wissen: Im Notdienst kann bis zum vierfachen GOT-Satz abgerechnet werden. Zusätzlich sind Tierarztpraxen verpflichtet im Notdienst
grundsätzlich eine Notdienst-Pauschale von 59,50 Euro zu erheben.
GOT – die Abrechnungsgrundlage für tierärztliche Leistungen
Der Logik nach müsste eine durchschnittliche tierärztliche Leistung somit zum zweifachen Satz der Gebührenordnung abgerechnet werden. Entscheidend dafür, was tatsächlich berechnet wird, sind aber unter anderem personelles Niveau und technische Ausstattung der Praxis. Am Ende geht es immer darum, Mitarbeiter:innen fair und angemessen zu bezahlen und selbstständigen Tierärzten und Tierärztinnen eine angemessene Entlohnung für erbrachte Leistungen zukommen zu lassen. Für Praxisinhaberinnen und -inhaber gilt, dass auch die Ausfälle durch Krankheit und Urlaubszeiten durch die Einnahmen gedeckt sein müssen. Hier ist unternehmerische Kompetenz gefordert. Aus der Lust an der Tiermedizin wird sonst nach langen, anstrengenden Arbeitstagen, Notfällen, an Wochenenden, nachts und nach anspruchsvollen Behandlungen schnell Frust und Erschöpfung.
Die neue Gebührenordnung (GOT) gilt ab 22. November 2022!
Die GOT ist zuletzt im Jahre 1999 umfassend geändert worden, eine Überarbeitung war überfällig. Die Anpassung der Gebührensätze erfolgte auf wissenschaftlicher Basis: Das Bundesministerium für
Ernährung und Landwirtschaft hatte die Durchführung einer umfassenden Studie beauftragt. Die Studie hat ergeben, dass die einfachen Gebühren der GOT nicht mehr ausreichen.
Die neue Verordnung
passt die Honorierung tierärztlicher Leistungen deshalb an den veterinärmedizinischen Erkenntnisstand an. Darüber hinaus werden den Gebührensätzen die wirtschaftlichen Erfordernisse für den
Betrieb einer Tierarztpraxis zugrunde gelegt. Insgesamt steigen die Gebühren für bestimmte Leistungen spürbar.
Wichtig: Die neue Gebührenordnung gilt ab 22. November 2022. Von diesem Zeitpunkt an muss jede Tierarztpraxis in Deutschland erbrachte Leistungen mindestens nach dem neuen einfachen Satz (zzgl. Umsatzsteuer) abrechnen!
Medizinisch ist immer mehr möglich - wirtschaftlich nicht immer alles machbar
Digitales Röntgen, hausinterne Blutanalysen, Dentalbehandlungen und Alters-Vorsorgeuntersuchungen sind nur einige Beispiele dafür, dass gerade im Haustierbereich Tiermedizin dem Niveau der
Humanmedizin sehr nah ist. Das ist nicht verwunderlich, schließlich gehören Haustiere auch immer mehr zur Familie. Daher steigen, wie in der Humanmedizin, auch die Kosten in der Tiermedizin
stetig.
„Das ist aber teuer!“ – Das ist ein Satz, der in jeder tierärztlichen Praxis an der Anmeldung zum Arbeitsalltag gehört. Immer wieder kollidieren hier die medizinischen Optionen der Tierarztpraxis mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten oder auch Vorstellungen der Tierhalter:innen. Wer sich für ein Haustier entscheidet, muss sich darauf entsprechend vorbereiten.
Krankenversicherungen für Haustiere werden immer wichtiger
In Deutschland sind bisher die wenigsten Tiere krankenversichert. Wenn für Charly, Felicitas und Co. dann umfangreiche medizinische Leistungen erforderlich sind, sind sie Privatpatienten und
damit Selbstzahler. Für Frauchen oder Herrchen ist das immer wieder ein Thema - manchmal auch ein Problem.
In Ländern wie Schweden, Finnland oder England schließen Tierbesitzer daher häufig eine Krankenversicherung ab. Ein erheblicher Teil der Tiere ist also versichert. Der Hintergrund: In fast allen
Ländern ist Tiermedizin deutlich teurer als in Deutschland. Und auch hier muss man damit rechnen, dass sich diese Situation ändern wird, denn auch tiermedizinische Leistungen müssen
leistungsgerecht honoriert werden.
Krankenversicherungen für Tiere gewinnen deshalb immer mehr an Bedeutung und sind eine sinnvolle Möglichkeit, für den (Ernst)-Fall der Fälle vorzusorgen. Das ist sogar relativ einfach, denn die
Beiträge für Tierkrankenversicherungen sind absolut überschaubar. Sie sind nicht vergleichbar mit den Beiträgen, die Menschen zahlen müssen, die in der privaten Krankenversicherung versichert
sind.
Wichtig ist: Wählen Sie für Ihr Haustier einen Versicherer, mit dem Ihre Tierarztpraxis gut kooperiert, sonst kann es bei der Abwicklung im Krankheitsfall zu unnötigem Aufwand kommen. Optimal ist
es, wenn die Versicherung direkt mit der Praxis abrechnet. Wichtig dafür ist eine sogenannte Abtretungserklärung zwischen Tierhalter:innen und Tierarztpraxis.
Die Tierarztpraxis Remscheid-Süd kooperiert mit der AGILA-Haustierversicherung. Praxisinhaberin Dr. Eva Köhn-Voelkel dazu: „Insgesamt läuft die
Abwicklung nach unserer Erfahrung hier am besten.“
TIPP: Unser Praxisteam informiert Sie gerne zum Thema Haustierversicherungen. Gerade für jüngere Tiere ist eine Krankenversicherung eine gute Lösung, damit im Bedarfsfall gute Tiermedizin nicht an den wirtschaftlichen Möglichkeiten scheitert.
3 wichtige Tipps - zum Schutz vor unliebsamen Überraschungen:
- Machen Sie sich vor der Anschaffung eines Haustieres bewusst, welche Gesamtkosten das Tier über die voraussichtliche Lebenszeit verursacht. Einige Beispiele: Für eine
gesunde Katze betragen die Kosten mindestens 13.000 Euro, für einen gesunden Hund rund 16.000 Euro. Im Krankheitsfall kann dies auch deutlich mehr sein.
- Prüfen Sie bei der Anschaffung eines Haustieres die Möglichkeiten zum Abschluss einer Krankenversicherung. Es gibt verschiedene Modelle: vom reinen OP-Schutz bis zur
Übernahme umfassender Leistungen, wie Jahrescheck, Impfung und anderes. Die Staffelungen sind vergleichbar mit den Angeboten der Privatversicherer im Humanbereich.
- Sorgen Sie nach der Anschaffung eines Haustieres für regelmäßige Vorsorge, denn nichts ist besser als Erkrankungen, die gar nicht erst entstehen. An erster Stelle steht hier der tierärztliche Jahrescheck mit Impfung. Dabei steht die gründliche Untersuchung Ihres Tieres im Vordergrund. Die tierärztliche Kompetenz ist hier ein entscheidender Faktor. Werden Veränderungen frühzeitig erkannt, können ernsthafte (und teure Erkrankungen) häufig verhindert werden. Berücksichtigen Sie dabei: In einem Jahr altern Hunde und Katzen um etwa sieben Menschenjahre. Und Sie gehen vermutlich häufiger zum Arzt als alle sieben Jahre. Gehen Sie mit Ihrem Tier deshalb mindestens jährlich zur Vorsorge, damit gar nicht erst Krankheiten entstehen können, die hohe Kosten verursachen.
Unser Fazit - unbedingt jetzt handeln!
-
Tiermedizin wird und muss mit der neuen Gebührenordnung spätestens ab Oktober 2022 spürbar teurer werden. Dies gilt es, bei der Anschaffung eines Haustieres unbedingt zu
berücksichtigen.
-
Konsequente tierärztliche Vorsorge hilft, Erkrankungen frühzeitig zu erkennen. Eine Tier-Krankenversicherung erleichtert den regelmäßigen Tierarztbesuch, die Kosten für den Tierarzt
werden – je nach Vertrag – teilweise oder ganz übernommen. So sind Sie und Ihr Tier bestens vor unliebsamen Überraschungen geschützt.
-
Wir – die Tierärzte und Tierärztinnen - geben täglich unser Bestes für Sie und Ihr Tier. Unser Bestes ergibt aber nur dann Sinn, wenn auch Sie Ihr Bestes geben. Wir helfen Ihnen gerne
dabei.
Herzliche Grüße
Ihr Team der Tierarztpraxis Remscheid-Süd